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Waldkreuzweg
Die Kreuze des Waldkreuzweges sind aus Sandstein gefertigt und beinhalten insgesamt 14 Stationen. Dieser Waldkreuzweg wurde um 1860 von einigen Brenkenern Familien aus Frömmigkeit gestiftet. Er stellt die 14 Stationen des Leidenswegs Christi dar.
Loreto-Kapelle
Nur in den Wintermonaten zeigt sich die Loreto-Kapelle Autofahrern und Passanten, die vom Kleinen Hellweg kommend der Ortschaft Brenken zustreben in voller Größe. In der übrigen Jahreszeit verbirgt sie sich hinter dem dichten Blattwerk der sie umgebenden Bäume und Sträucher. Diese Kapelle, 1736 von der Adelsfamilie von und zu Brenken erbaut, ist ein Ausdruck der Marienverehrung der alten Almetalsiedlung. Seit mehr als 200 Jahren läutet einmal im Jahr im September zu Mariä Geburt ihr kleines Glöcklein, das noch von Hand bedient wird. An dem Sonntag nach Mariä Geburt wird an der Kapelle die hl. Messe gefeiert, anschließend geht die Marienprozession zum Schloss Erpernburg und zurück zur Kapelle. Beim Eintritt in dieses alte, kleine Gotteshaus wird man von einer andächtigen Stimmung ergriffen. Kerzen auf den Bänken geben mattes Licht für den Gottesdienst.
Es ist bekannt, dass die Brenkener Loreto-Kapelle nach dem Vorbild des Heiligen Hauses von Nazareth gebaut sein soll. Es ist dabei nicht uninteressant, dass als direktes Vorbild beim Bau der Brenkener Loreto-Kapelle die ältere 1678 erbaute Loreto-Kapelle von Marienloh diente. Die Marienloher Kapelle existiert heute nicht mehr. Sie wurde 1854 abgerissen. Das sich an der Ostseite der Kapelle befindliche Ehrenmal aus Sandstein wurde zur Erinnerung der Verstorbenen Franziska Freifrau von Brenken, geborene Freiherrin von Schorlemmer der geliebten Mutter in kindlicher Dankbarkeit errichtet.
Pfarrkirche St. Kilian zu Brenken.
Die Gründung der Pfarrei Brenken wird mit dem Jahre 835 angegeben. Schon vor der Bistumsgründung 799 und vor der Einsetzung des ersten Bischofs entstanden nach bisherigen Erkenntnissen 16 Pfarreien, von denen die Kiliankirchen direkt durch Würzburger Missionare errichtet wurden. Für die Pfarrgründungen wurden in der Regel Plätze gewählt, die von der Landschaft her geeignet schienen, durch relative hohe Besiedlungsdichte der engeren und weiteren Umgebung ausgezeichnet waren und verkehrsgünstig an Flussübergängen und/oder an Kreuzungspunkten von „Fernstraßen“ lagen.
Zentral, auf einer erhöhten Stelle des Tals steht die kreuzförmige, dreischiffige Pfeilerbasilika, die auf das 12./13. Jahrhundert zurückgeht. Diese alte Kirche birgt bemerkenswerte Kunstschätze aus verschiedenen Jahrhunderten: romanischer Taufstein (um 1170), gotischer Klappaltar, Renaissance-Epitaph der Ritter von
Brenken (16 Jh.), zwei Ölgemälde, zwei gusseiserne Grabplatten, ein Deckengemälde und vieles mehr.
Die katholische Pfarrkirche St. Kilian zählt zu den ältesten Gotteshäusern im Paderborner Hochstift. Mit ihrem gewaltigen, fünfgeschossigen Wehrturm (aus dem 12. Jh.) war sie damals religiöser Mittelpunkt eines großen Gebietes. Wie kein zweites Gebäude prägt sie das Dorfbild und ist vielen bekannt.
Baubeschreibung: Die Pfarrkirche St. Kilian zu Brenken ist eine kreuzförmige dreischiffige Pfeilerbasilika im gebundenen System mit einfachem Kreuzgrat-Gewölbe und Stützenwechsel. Da sie nicht durch spätere Zu-, An- oder Umbauten verändert wurde, kann man sie als Muster einer romanischen Basilika bezeichnen. Sie liegt in der Mitte des Dorfes, umgeben von einem Kranz von Linden. Der weite freie Kirchplatz war früher Friedhof.
Ältester Bauteil der Kirche ist der gewaltige fünfstöckige Turm im Westen, der wohl aus dem 12. Jahrhundert stammt. Über das kubische Gefüge der Kirche erhebt sich der nicht integrierte Turmunterbau bis zu einer Höhe von 27,40 m. Der Turmhelm, eine niedrige Pyramide, ist 12,50 m hoch. Diese Form des Turmabschlusses ist kennzeichnend für viele Dorfkirchen im Paderborner Land. Die Mauerstärke des Turmes verjüngt sich im Inneren von 1,90 m auf 1 m in fünf Absätzen. Am Außenbau weist der Turm keine tektonische Gliederung auf, wird jedoch in vier Geschossen durch zierliche Rundbogenfenster belebt, die mit Säulen mit schlichten Würfelkapitellen unterteilt sind.
An diesem, für seine Zeit gewaltigem Turm, schloss sich ursprünglich nach Osten eine einschiffige Kirche an, die für eine Dorfkirche des 11. Jahrhunderts eine beachtliche Größe hatte. Sie entsprach in ihren Umrissen ungefähr dem jetzigen Mittelschiff und hatte nach Osten etwa in der Höhe des heutigen Sakristeieingangs einen rechtwinkligen Abschluss. Reste von Grundmauern dieser Kirche wurden bei den Grabungen des Landesdenkmalamtes Münster im Jahre 1978 freigelegt. In der nördlichen Ecke zwischen Turm und Kirche finden sich noch Ansätze eines Treppenturmes, dessen Stiege über dem Turmgewölbe ausläuft. An der Südostecke des Turmes ist noch der Ansatz der älteren Kirche zu sehen.
Die jetzt dem Turme angefügte Kirche stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihr Grundriss hat die Form eines lateinischen Kreuzes. Die Lichte Länge des Innenraums (einschl. Turmhalle) beträgt 45,10 m und die Breite im Querschiff 25 m. Der Längsbalken des Grundrisskreuzes setzt sich aus zwei Gewölbequadraten im Mittelschiff, dem Vierungsquadrat und dem Chorquadrat, zusammen. Die beiden Gewölbequadrate des Mittelschiffes werden flankiert von je vier Quadratjochen der Seitenschiffe. An die Vierung schließen sich seitlich die einschiffigen quadratischen Kreuzarme an. Diese und das Chorquadrat haben im Osten Apsiden. Hierin gleicht die Brenkener Kirche den übrigen noch erhaltenen Kilianskirchen der Diözese Paderborn, nämlich der zu Lüdge und der zu Höxter. Die übrigen vergleichbaren romanischen Kirchenbauten des Paderborner Landes (z.B. in Hörste, Boke, Verne und Delbrück) haben kein Querschiff und einen geraden Chorabschluss. Sämtliche Eingänge an der Nord- und Südseite sind völlig schmucklos. Die beiden jetzt noch geöffneten Portale in den westlichen Jochen der Seitenschiffe haben einen geraden Sturz. Die beiden größeren Eingänge in den Querschiffarmen, die jetzt vermauert sind, sind rundbogig geschlossen. Das vermauerte Tor im nördlichen Querschiffarm nennt man im Volksmund „Erwitter Tor“, das im südlichen Querschiffarm das „Ahdener Tor“. Damit ist angegeben, zu welcher Ortschaft hin sich das jeweilige Tor öffnet. Ahden (nur 3 km weiter östlich im Almetal gelegen) wurde noch bis Anfang dieses Jahrhunderts durch die Pfarrei Brenken betreut. Im südlichen Gewölbe des Turmportals ist ein besonders behauener Stein zu sehen, der ein Kreuz zeigt mit einem Dämon davor. In den Mittelsäulen der seitlichen Blendarkaden des Turmgeschosses sehen wir tiefe Rillen, die daran erinnern, dass unsere Ahnen hier einst ihre Spieße und Hellebarden geschliffen haben.
Vom Turmbogen aus schauen wir auf das Mittelschiff in den Ostchor mit dem Hochaltar. Gemäß dem Kunstverständnis der Romanik dominieren auch im Kircheninneren die Wucht der Mauermassen und die gedrungenen Körperhaftigkeit. Getragen von kräftigen Gurtbögen aus Sandstein mit ganz gleichmäßigem Steinschnitt, erheben sich die Gewölbe des Mittelschiffs zu einer Scheitelhöhe von 9,75 m. Von den Seitenschiffen ist das Hauptschiff durch Arkaden, welche auf Pfeilern wechselnder Form ruhen, getrennt. Das Gewölbe im Mittelschiff hat Quergurte, das der Kreuzarme zusätzlich noch Längsgurte. Im Chorgewölbe entstehen Längsgurte durch Verdünnung der Schildwände über dem Arkadensims. Die Gewölbe der Seitenschiffe haben keine Gurte, sodass hier ähnlich wie in der 1017 erbauten Bartholomäus-Kapelle zu Paderborn der Eindruck einer Stichkappentonne entsteht. Sie ruhen auf Konsolen. Die Gewölbeanfänge sind nahezu 60 cm gestelzt. Jedem Gewölbequadrat ist seitlich im Haupt- wie im Seitenschiff ein Fenster zugeordnet.
Ausstattung: Das wohl bedeutendste Stück der Ausstattung ist der alte Taufstein im Turm. Risse und abgebröckelte Stellen künden von dem hohen Alter des Taufsteines, der wohl um 1170 entstanden ist. Seit 1889 steht er im Turm. Vordem hatte er seinen Platz im südlichen Seitenschiff. Die Gesamthöhe des Steines beträgt 98 cm bei einem unteren Durchmesser von 1,17 m. Das große, aus einem Sandsteinblock gearbeitete Becken ruht auf einer 40 cm hohen Basis. Diese gliedert sich zur Hälfte in einen glatten Sockel und in Basenwulste mit Kehlen. An vier Seiten springen aus dieser Basis 4 Löwenvorderteile hervor.
Auf der zylindrischen Wandung befinden sich acht Relieffiguren, die durch schlanke Säulen mit Würfelkapitellen und hohen Basen getrennt sind. Das Hauptfeld gerade gegenüber dem Turmeingang, das oben mit einem Halbkreisbogen abgeschlossen ist und seitlich von zwei übereinandergestellten Säulen begrenzt wird, enthält die thronende Figur eines Erzbischofs, welcher in der Linken ein Buch und in der Rechten einen Hirtenstab mit romanischer Volute hält. Bekleidet ist der Bischof mit einem romanischen Messgewand, über welchem das Pallium deutlich erkennbar ist. Die Mitra hat eine bienenkorbähnliche Form. Es liegt nahe, in dieser sonst nicht näher gekennzeichneten Hauptfigur den Patron dieser Kirche, den hl. Kilian, zu sehen. An ihn schließen sich rechts und links je zwei stehende hl. Bischöfe an mit romanischen Messgewändern, Mitren und Stäben. Als zweite Figur rechts vom hl. Kilian sehen wir den hl. Dionysius, dessen abgeschlagenes Haupt eine Mitra trägt und in geneigter Stellung neben dem aufrecht stehenden Rumpfe schwebt. Auf der Seite, die dem Kircheninneren zugewandt ist, ist das Lamm Gottes mit Nimbus abgebildet, wie es den hl. Berg hinaufsteigt. Aus dem Berg entspring eine Quelle. In dem Feld rechts von dem Lamm Gottes ist das Relief einer Kirche zu sehen. Da ihr Turm dem Brenkener Kirchturm nachgebildet ist, ist zu vermuten, dass hier die alte Brenkener Kirche, die Vorgängerin der jetzigen Kirche, dargestellt ist. Der heutige Deckel des Taufsteines ist jüngeren Datums (um 1900).
Am südwestlichen Vierungspfeiler finden wir über dem Spieltisch der Orgel eine alte Wandmalerei von etwa 2 m Höhe und 1 m Breite. Sie stammt ebenso wie die Malerei im Deckengewölbe über dem Chor etwa aus der Zeit um 1500. Bis vor Kurzem war man der Meinung, es handele sich bei der Figur um die hl. Katharina von Alexandrien. Wie sich jedoch bei der Renovierung im Jahr 2004 herausstellte, ist der erste Märtyrer, der hl. Stephanus, dargestellt, zu erkennen an der Mönchstonsur, in der rechten Hand eine Palme haltend (Symbol der Märtyrer), in der linken die Bibel mit Steinen darauf, die auf seinen Tod durch Steinigung hindeuten.
Im Chorgewölbe finden wir die Darstellung einer Weltgerichtsszene (wahrscheinlich ebenfalls aus der Zeit um 1500). Christus auf dem Regenbogenthron wird flankiert zu seiner Linken von Johannes dem Täufer und zur Rechten von der Mutter Gottes. Diese erscheint hier als Maria lactans (stillende – Milchspendende Maria); zwischen Christus und Maria ein Engel mit der Geißelsäule, im Hintergrund die Türme des himmlischen Jerusalem, darüber Engel mit den Posaunen des Gerichts hinter Johannes dem Täufer und den Verdammten.
Im Fußboden vor dem rechten Seitenaltar erblickt der Besucher die noch gut erhaltene Grabplatte des Pfarrers Jodokus Finken, der von 1669–1679 überaus segensreich in Brenken wirkte. Die grässlichen Wunden, die der Dreißigjährige Krieg schlug, half er zu beseitigen. In der damaligen Zeit wurden die Pfarrer innerhalb der Kirche begraben (die Grabplatte liegt heute allerdings nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle). In der lateinischen Grabinschrift „Pastor Vigilantissimus“ haben die dankbaren Pfarrkinder ihrem Pastor nach seinem Tode diesen Ehrentitel (wachsamster Hirte) verliehen.
Vor dem rechten Seitenaltar befinden sich im Fußboden eine weitere Grabpatte (Sandstein, 1681) für ein Ehepaar Bernhard und Elisabeth (Nachname unleserlich), die laut Inschrift am 10. Juni „mitten in der Nacht in einer schrecklichen Feuerbrunst“ ums Leben kamen.
Im linken (nördlichen) Seitenschiff war die Beerdigungsstätte für die Angehörigen der Familie der Freiherren von und zu Brenken. In der nördlichen Seitenwand befinden sich noch zwei eiserne Grabtafeln, die einst die Gräber im Fußboden deckten: Links neben dem Beichtstuhl befindet sich die Grabplatte für den am 16.2.1748 verstorbenen Freiherrn Ferdinand(us) von und zu Brenken mit den Wappentafeln der adeligen Häuser von Brenken, von Korf, von Niehausen; rechts neben dem Beichtstuhl die Grabplatte für seine Gattin, die am 22.1.1738 verstorbene Freifrau Julia (Felizitas?) von Brenken, eine geborene Gräfin von Westphalen, mit dem Wappen der Adelshäuser von Brenken, von Korf, von Westphalen und von Lendebuhr.
Der aus Stein gehauene Kreuzweg, der in die Wand eingelassen ist und im rechten (südlichen) Seitenschiff vorn beginnt, stammt von dem Wiedenbrücker Bildhauer Mormann aus dem Jahre 1893.
Der Hochaltar wurde im Jahre 1894 durch den damaligen Brenkener Pfarrer Auffenberg von dem Frankfurter Bildhauer Caspar Weiß gekauft. Die fünf Hauptfiguren im klappbaren Altarschrein sind nach Auskunft von Bildhauer Weiß Werke eines sächsischen Meisters aus dem 15. Jahrhundert. Weiß hatte die Figuren von seinem Onkel, der ebenfalls Bildhauer war, geerbt und den Altarschrein samt dem neugotischen filigranen Schnitzwerk hergestellt. Alles Gold der Rückwand ist doppelt geschlagen und mit gepunzten Ornamenten versehen.
Hauptfigur des Altares ist in der Mitte die Muttergottes mit dem Jesuskind. Das göttliche Kind trägt eine Birne in der Hand. Die Muttergottes steht auf einer Mondsichel, die von zwei kleinen Engeln getragen wird. Zur Linken der Gottesmutter (vom Beschauer aus rechts gesehen) ist die Figur des hl. Liborius, des Diözesanpatrons der Erzdiözese Paderborn, mit Steinen auf dem Buch angeordnet. (Es wird vermutet, dass diese Statue ursprünglich den hl. Nikolaus darstellte, der dann durch Zufügung neuer Attribute zum hl. Liborius umfunktioniert wurde.) Zur rechten Hand der Gottesmutter befindet sich der hl. Märtyrer und Bischof Erasmus (aus dem 4. Jahrhundert, einer der 14 Nothelfer). Er hält in der Hand eine Winde mit Gedärmen, welche ihm durch dieselbe ausgerissen sein sollen. Neben St. Erasmus (auf dem linken Flügel) steht die Figur der hl. Katharina mit dem zerbrochenen Rad und dem Schwert.
Ihr Gegenstück auf dem rechten Flügel ist die Statue der hl. Barbara mit dem Turm und dem hl. Sakrament darin, sowie mit dem Schwert, das sie als Märtyrerin kennzeichnet.
In den seitlichen Nischen, nur bei geschlossenen Altarflügeln sichtbar, steht an der rechten Seite (neben der hl. Barbara) der hl. Diakon Meinolfus mit einer Kirche in der Hand. Er soll in der Nähe von Brenken beim Kloster Böddeken geboren sein. In der gegenüberliegenden Nische die Figur des hl. Kaisers Heinrich, der ebenfalls eine Kirche in der Hand hält (wohl den Dom von Bamberg).
Im rechten Seitenturm sehen wir die Figur des hl. Nikolaus als Bischof mit Mitra und einem Buch mit drei goldenen Kugeln, der an das seit dem ausgehenden Mittelalter bestehende „Beneficium des hl. Nicolaus“ erinnert und dem der Altar im südlichen Seitenschiff gewidmet war, der 1916 durch den jetzigen Herz-Jesu-Altar ersetzt wurde. Im linken Seitenturm erblicken wir die hl. Elisabeth, gekleidet in einem roten Gewand mit einem goldenen Mantel und Kopftuch, in der Hand ein Brot und einen Krug, mit der die Familie von und zu Brenken besonders verbunden ist. Beide Figuren wurden im Jahre 2001 durch den Südtiroler Bildhauer Bruno Vinatzer (St. Ulrich im Grödner Tal) geschaffen. Sie wurden gestiftet von Georg Freiherr von und zu Brenken anlässlich dessen 60. Geburtstags und ersetzen zwei in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts abhanden gekommenen Figuren.
An der Predella befinden sich zwei Reliefs, links vom Tabernakel Christi Geburt in Bethlehem, rechts die Darstellung Jesu im Tempel.
Auf der Außenseite der beiden Flügel (bei geschlossenem Schrein sichtbar) zeigen Bilder den hl. Georg (ebenfalls einer der 14 Nothelfer), die Apostelfürsten Petrus und Paulus und den hl. Bonifatius. Es sind Kopien (von 1894) aus der Werkstatt des Meisters Caspar Weiß, Frankfurt, nach Vorlagen aus der Sammlung des Geistl. Rates Münzenberger in Frankfurt.
Der eigentliche Altaraufbau hat eine Höhe von 1,50 m und eine Breite von 1,44 m, im geöffneten Zustand 2,90 m. Den steinernen Altarstipes, die Kreuzigungsgruppe in der Bekrönung, die beiden Seitentürme mit den zugehörigen Statuen schuf der Wiedenbrücker Bildhauer Mormann. Die Fassung stammt von dem Wiedenbrücker Maler Goldkuhle. Im Jahre 1898 wurde der neue Hochaltar in der Kirche aufgestellt und am 22.6.1900 durch den Paderborner Weihbischof Dr. Augustinus Gockel konsekriert.
Im Chor rechts hängen zwei Ölgemälde auf Leinwand aus dem 17. Jahrhundert je 95 cm breit und 1,30 m hoch, darstellend die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer und St. Nikolaus. Das Nikolausbild erinnert an eine Legende, nach der der hl. Nikolaus drei Jungen, die ein grausamer Metzger getötet hatte, wieder zum Leben erweckte. Es wird vermutet, dass dieses Bild zu einem früheren St.-Nikolaus-Altar in der Kirche gehörte, der dem Benefizium der St.-Nikolaus-Kaplanei zu Brenken zugeordnet war.
Die drei Chorfenster hinter dem Hochaltar wurden im Jahre 1894 von der Hofglasmalerei Härtel und Lersch in Düsseldorf gefertigt. Das linke Fenster zeigt die Geburt Christi. Darunter die Vorausbilder für dieses Heilsereignis aus dem Alten Testament: Der Hohepriester Aaron erhält von Moses den grünenden Stab zum Zeichen, dass er von Gott zum Hohenpriester eingesetzt wurde. Rechts daneben: Moses vor dem brennenden Dornbusch, im mittleren Fenster die Darstellung der Kreuzigung Christi. Darunter die Vorausbilder aus dem alten Testament: Abraham, der bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, und dem dann der Engel das Messer aus der Hand nimmt und ein anderes Opfer, das Lamm in den Dornen, zeigt. Rechts daneben die Eherne Schlange, die von Moses an einer Fahnenstange aufgehängt wurde. Jeder, der gläubig zu ihr aufblickte, blieb am Leben.
Das rechte Fenster zeigt die Auferstehung Christi. Darunter die Vorausbilder aus dem Alten Testament: Links ein Mann, der seinen Sarg nach Hause trägt. Er ist der Tote, der mit den Gebeinen des Propheten Elischa in Berührung kam und wieder lebendig wurde. Rechts daneben: Der Prophet Jona, der drei Tage im Bauche des Fisches war, wird wieder an Land gespült. Die Hand des Herrn erinnert ihn an seinen Auftrag und zeigt ihm den Weg . Das Fenster über dem rechten Seitenaltar zeigt den hl. Bischof Nikolaus, der einen Beutel Gold in einen Turm wirft, in dem drei Jungfrauen eingesperrt sind. Nach der Legende sollen diese Jungfrauen so arm gewesen sein, dass sie nicht verheiratet werden konnten. Erst durch die Gabe des hl. Nikolaus war für sie die Heirat möglich. Im Fenster über dem linken (Marien-) Altar die Krönung Mariens.
Dieser Marienaltar stammt aus dem Jahre 1912. In der Mitte die Statue der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. Sie trägt Krone und Zepter und steht auf der Mondsichel, mit ihrem Fuß den Kopf des Drachen zertretend. Bei geschlossenem Schrein zeigen die beiden Flügelgemälde zwei Titel, unter denen die Muttergottes angerufen wird:
links: virga Aronis = Du blühender Stab Aarons; rechts: foederis arca = Du Arche des Bundes. Bei geöffnetem Schrein sehen wir auf der linken Seitentafel die Vermählung Mariens mit Josef vor dem Hohenpriester.
Auf dem linken Reliefbild im Schrein: Die Eltern Joachim und Anna führen das Mädchen Maria im Tempel dem Hohenpriester zu; im rechten Reliefbild: Maria (mit Josef) besucht ihre Base Elisabeth und deren Mann Zacharias. Auf dem rechten Flügelbild eine Anbetung Christi (das Jesuskind auf dem Schoß Mariens, der hl. Josef und das Lamm). In der lateinischen Unterschrift: Ecce enim ex hoc beatam me dicent cmnes generationes (= Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter).
Der rechte Seitenaltar mit der Herz-Jesu Statue in der Mitte stammt aus dem Kriegsjahr 1916, wie man auf dem Schild eines Kriegers auf dem Relief rechts neben der Mittelfigur lesen kann, auf dem das Opfer Melchisedechs dargestellt ist. Auf der Seitentafel rechts daneben die Auferstehung des Herrn. Auf dem Relief rechts neben der Hauptfigur eine Darstellung des Abendmahles. Das Gemälde auf dem rechten Seitenflügel zeigt die Himmelfahrt Christi. Bei geschlossenem Schrein sieht man auf dem rechten Außenflügel eine Pelikandarstellung (Unterschrift: majorem caritatem nemo habuit = Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde). Auf dem linken äußeren Seitenflügel die Darstellung des Lammes Gottes (Agnus dei qui tollis peccata mundi = Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt).
Bei den beiden Figuren St. Kilian und St. Urban an den Mittelschiffpfeilern nächst der Kanzel handelt es sich wohl um Werke der Paderborner Bildhauerin Gertrud Gröniger. Ihr wurde im Jahr 1700 die gesamte Bildhauerarbeit für einen Seitenaltar der Pfarrkirche in Brenken übertragen. Dieser Altar war wohl dem hl. Nikolaus geweiht. Das Altarbild hängt heute rechts vorn im Chor. Ausdrücklich werden in dem Auftrag zwei aus Eichenholz geschnitzte Figuren der hl. Liborius und Urbanus genannt. Da bei beiden Statuen später die Attribute verloren gingen, mussten sie ergänzt und neu gefasst werden. Der durch die Tiara gekennzeichnete Papst Urbanus erhielt in die rechte Hand das päpstliche Kreuz mit dreifachem Querbalken, in die linke die ihm als Winzerpatron zukommende Traube. Die Bischofsfigur, die lt. Urkunde den hl. Liborius darstellt, wurde in einen hl. Kilian, den Kirchenpatron, umgewandelt und erhielt neben dem Bischofsstab das den Bischöfen von Würzburg als Herzöge von Franken zustehende Schwert. Es darf angenommen werden, dass die Erbauer des zu Brenken gehörigen Schlosses Erpernburg, Freiherr Ferdinand(us) von Brenken und seine Gemahlin, eine geborene Gräfin von Westphalen, die Stifter der Figuren sind.
Die beiden weiteren Statuen an den Pfeilern des Mittelschiffes stammen von dem Wiedenbrücker Bildhauer Mormann. Sie wurden im Jahre 1887 gestiftet: St. Ignatius von den jüngeren Schützen und St. Fabian von den älteren Schützen. Ebenfalls vom Bildhauer Mormann stammen der Kreuzweg aus dem Jahre 1892 und die Statuen: Herz Jesu (auf dem rechten Seitenaltar), St. Josef (links neben diesem Altar) und die Marienstatue auf dem linken Seitenaltar (alle aus dem Jahr 1888). Rechts neben dem Marienaltar: Pietä (schmerzhafte Muttergottes) aus dem Jahr 1887. Das Bild der immerwährenden Hilfe am linken Pfeiler vorn wurde im Jahre 1903 vom damaligen Jungfrauenverein gestiftet.
Die Kanzel aus Holz am südwestlichen Vierungspfeiler stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert, ist marmoriert und vergoldet. Eigenartig ist der Zugang zur Kanzel von hinten durch den Vierungspfeiler. Die beiden Chorstühle entstanden im Jahre 1754 (wovon der linke nach alter Gewohnheit für die Angehörigen der Familie der Freiherren von und zu Brenken reserviert ist).
Im nördlichen Querschiff, gegenüber dem Marienaltar, befindet sich eine schöne Renaissancearbeit aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es handelt sich um das Epitaph der Ritter von Brenken. Der untere Teil ist aus Sandstein gehauen, der obere Teil von der Figurengruppe an aus Holz gearbeitet. Mittelpunkt der zweiteiligen Gedenktafel im unteren Teil ist ein Kruzifix, vor dem in „ewiger Anbetung“ Mitglieder der Familie von Brenken knien. Die Spruchbänder in den Bogenzwickeln tragen die lateinischen Worte: „Homo memento mori“ (Mensch, gedenke des Todes) und „surgite vos mortui“ (Stehet auf, ihr Toten). An den Pilastern zu beiden Seiten der Betenden sind Familienwappen angebracht. Der Sockel ist reich verziert, er zeigt zwei mit Rollwerk umsäumte Schrifttafeln und rechts und links Christus und Moses in Halbfiguren. Die Sockelstützen zeigen Darstellungen des Sündenfalls im Paradies. Die deutsche Übersetzung der beiden lateinischen Schrifttexte ergibt in etwa folgenden Wortlaut (linke Tafel): „Ausgezeichnet mit mannigfaltigen Gaben, lebte einstmals Alhard von Brenken, berühmt durch das ihm günstig gewogene Geschick. Seine edle Art, sein eifriges Bestreben nach Frieden, seine Weisheit, seine Redlichkeit an Leib und Seele, seine Frömmigkeit und sein Ruhm überschütteten diesen Ehrenmann mit Lobsprüchen. Seine vortreffliche Gemahlin und auch sein Knabe, die ihren Ehemann und Vater durch einen Mord verloren, übergaben seine Gebeine dem Erdboden, seine Seele aber dem Dreieinigen Gott.“ Auf der rechten Tafel findet sich folgender Text: „Nachdem der Leichnam in einem von Säulen umgebenen Raum beigesetzt war, ließen Gattin und Sohn des Toten ein gemeißeltes Grabmal als Zierde anfertigen. Du fragst, was die Abbildungen zeigen? Auch Justus von Brenken sowie Meinolf, die Brüder des Alhard, waren angesehen durch ihren vortrefflichen Adel, berühmt durch ihre Gerechtigkeit, bewährt im Kriege und im Frieden! Sie haben ihr Leben gut gelebt und sind fromm gestorben. Die Bruderliebe hat sie vereinigt, und eine Fügung ließ es zu, dass gemeinsame Gräber die Entschlafenen aufnahmen.“
Das Epitaph ist also nach dieser Inschrift eine Erinnerungstafel für die drei Brüder Alhard, Justus und Meinolf aus dem Geschlecht der Ritter von Brenken, von denen der erste durch Mörderhand ums Leben gekommen sein muss. Justus und Meinolf von Brenken werden die beiden Betenden auf der rechten Tafel des Mittelfeldes sein. Auf der linken Tafel kniet dann Alhard von Brenken, der einen Mantel trägt; neben ihm sehen wir seine Gattin und seinen kleinen Sohn.
Im Fries über dem Mittelfeld befinden sich acht Nischen, in denen weibliche Halbfiguren in Zeitkostümen angeordnet sind, welche die Haupttugenden verkörpern sollen.
Von links nach rechts ist dargestellt:
- Fides = Glaube (mit dem Kreuz),
- Caritas = Liebe (mit armen Kindern),
- Spes = Hoffnung (mit Buch und betenden Händen),
- Temperantia = Mäßigkeit (Wein vom Krug in den Trinkbecher einschenken),
- Prudentia = Klugheit (mit Spiegel in der rechten und Schlange in der linken Hand),
- Fortitudo = Stärke (mit einer Säule in der Hand),
- Justitia = Gerechtigkeit (mit dem Schwert in der rechten und der Waage in der linken Hand),
- Patientia = Erdulden (mit dem Lamm).
Über dem Fries steht ein attikaartiger Aufbau mit dem Relief der Auferstehung Christi und darüber befindet sich im Giebel des Epitaphs die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Das Epitaph ist das Werk eines unbekannten Meisters aus dem Bereich des Hochstiftes Paderborn und um das Jahr 1564 entstanden.
Beim Verlassen der Kirche sehen wir über dem Bogen zum Turm ein etwa 2 m hohes Triumphkreuz von Holz aus dem 17.Jahrhundert.
Literaturhinweise:
Pfarrarchiv Brenken. Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Westfalen, München Berlin 1969. Heinrich Wagener, Aus der Geschichte der kath. Pfarrei und der St. Kilians-Kirche in Brenken, Veröffentlichungen in den Bürener Tageszeitungen zwischen 1950 und 1960. J. Körner, Die Bau und Kunstdenkmäler von Westfalen (Kreis Büren), Münster 1926. Zeitschrift für christliche Kunst, 1.Jahrgang, Düsseldorf 1888. Zeitschrift „Westfalen“ Nr. 40, 1962. Heinz Bauer u. Friedrich Gerhard Hohmann, Alte Kirchen im Hochstift Paderborn, Paderborn 1979.
Fotos: S. 2 Pfarrarchiv; alle anderen Verlag Schnell & Steiner (Gregor Peda, Passau)
Schnell, Kunstführer Nr. 1458
Erste Auflage 1984
Zur Kirche (teilweise in Stichworten)
1808 Aufräumung, Reinigung, Erstellung neuer Altar
1840 Durchbau des Turmes
1843 zwei Glocken geborsten, in Brilon bei Humpert repariert (Umguss)
1856 Kaplanstiftung – Hinweis, dass diese Stiftung aus dem 12. Jahrhundert stammt
1858 Pfarrhaus und Kaplanei abgebrannt
Große Reparatur des Kirchturms (morsche Balken)
1868 Es wurde in diesem Jahr die Reparatur der Kirchenorgel vorgenommen, aber auch nicht fertiggestellt, welches einige Jahre wird dauern. Der Anschlag waren 900 Reichstaler, wovon die Gemeinde Brenken 2/3 und die Gemeinde Ahden 1/3 aufbringen musste. Orgelbauer Xaver Heneke aus Salzkotten hat die Orgel in Arbeit genommen. Der Kammerherr, Freiherr von Brenken zu Erpernburg, schenkte zur Vergrößerung der hiesigen Orgel die Orgel aus der Kirche zu Holthausen.
1886 Restauration des Pfarrhauses
1889 Kirchenrestauration
In diesem Jahr wurde die Restauration der Kirche vorgenommen. Zuerst wurde der alte Kalkverputz entfernt und teils durch neuen Zementverputz ersetzt. Die Pilare, welche ebenfalls verputzt waren, wurden wie zu ihrer ursprünglichen Erbauung belassen.
Die Turmhalle, welche den eigentlichen Eingang zur Kirche bildete, durch die der Turm mittels einer Treppe bestiegen werden konnte und die von der Kirche durch eine starke Mauer mit Türöffnung getrennt war, wurde zum Mittelschiff hin geöffnet. Die Mauer wurde entfernt, die Treppe entnommen, die Aufsteigeöffnung verwölbt, und die Turmhalle so der Kirche als Taufkapelle beigelegt und mit dem alten Taufstein in der Mitte besetzt. Dieser Taufstein hatte seinen bisherigen Stand im südlichen Nebenschiff an der Westseite, wo jetzt die früher die vermauerte Türöffnung wieder hergestellt und zugängig gemacht ist.
Zunächst wurde der Fußboden auf dem Chor entnommen, welcher aus Eichenbrettern bestand und bisher zum Platze der Schulkinder diente. Die Kommunionbank war auf etwa 3 Fuß vor der Stufe des Hochaltares aufgestellt. Dadurch war die Umgebung des Hochaltares zu einem engen Raum abgegrenzt. Neben dem Hochaltar beiderseits waren Türen angebracht, welche abgeschlossen wurden. Somit diente der Raum hinter dem Hochaltar in der Nische als Sakristei, wofür aber die alte Sakristei, welche gegenwärtig im Gebrauch, vor zwei Jahren schon hergestellt war.
Der ganze Chorraum mit dem Hochaltar wurde um etwa 1 ½ Fuß erniedrigt, der Fußboden mit neuen Tonplatten fein belegt und die Umgebung des Hochaltares mit Versetzung der Kommunionbank bis an das Kreuzschiff ausgedehnt. Die Seitenaltäre wurden von ihrem bisherigen Platze an dem Verbindungsbogen des Kreuzschiffes in die Nischen versetzt. Der Fußboden, welcher aus Kiesguss bestand und verlöchert war, wurde durch Zementplatten erneuert.
Im südlichen Kreuzschiffe lag eine acht Tritt hohe und breite Treppe mit Türöffnung, bestehend aus zwei Flügeln. Die Treppe wurde entnommen und die Türöffnung vermauert, wovon der Bogen an der Außenseite noch ein Merkmal ist.
1897 Im Monat Mai wurde durch den Malermeister Kemper
aus Niederntudorf mit dem Malen der Kirche begonnen.
1898 Kirchendekoration
Die im Mai vorigen Jahres in Angriff genommene Kirchendekoration und die Umsetzung der Orgel, welche im Monat November in Angriff genommen wurde, und welche bisher auf einer Bühne im Mittelschiff beim westlichen Eingang aufgestellt war (siehe 1868!), wurde in diesem Sommer vollendet. Vom 19. bis 25. September wurde in diesem Jahr ein neuer Hochaltar aufgestellt (siehe Kirchenrestauration 1889!)
1917 Erster Weltkrieg
Da allmählich ein Mangel an Kanonenmetall eintrat, so wurden die Glocken beschlagnahmt. Man unterschied bei der Ablieferung Gruppe A, B u. C. Zur 1. Klasse rechnete man die neuen Glocken (ohne Kunst- und Geschichtswert). Die 2. Kategorie bildeten die Glocken mit erheblichem Kunstwerte. In die 3. Gruppe versetzte man die historisch wertvollen Glocken. Dementsprechend wurden unsere drei Kirchenglocken vom Sachverständigen allen 3 Gruppen zugeteilt. Die kleinste, 6 Zentner schwere Glocke wurde der Klasse A, die größere der Klasse B und die mittlere birnenförmige, aus dem Jahre 1452 stammende Glocke der Klasse C überwiesen. Gruppe A sollte bis zum 30. Juni abgeliefert sein. Daher musste die kleine Glocke am 26. Juni ihren bisherigen Ort verlassen. Doch ehe sie abgenommen wurde, sang sie zuvor ihr Abschiedslied. Sie, die seit 1843 an Freud und Leid der Gemeindekinder so innig Anteil genommen – sie, die uns den Frieden und damit eine glorreiche Zeit bald verkünden sollte – sie, die bereits so manchen glorreichen Sieg weit über Brenkens Grenzen hinausgetragen hatte, sie musste nun selbst als Opfer des Kriegs hinaus ins feindliche Leben. Und als die wehmütigen Abschiedsklänge uns ihr tragisches Geschick verkündeten, da traten Pfarreiinsassen auf die Straßen, und manche still geweinte Abschiedsträne legte ein stummes Zeugnis ab von der Schwere des Opfers, das der Krieg hiermit von uns forderte. Sie wurde dann vom Turme gestürzt, zeigte noch einmal ihren Pfarrkindern ihre sinnreiche Umschrift: „Kommt, die ihr meine Stimme hört, vor Gottes Thron zu treten: kommt, sucht den e
Ewigen ungestört, mit Inbrunst anzubeten! Gegossen durch H. Humpert zu Brilon i. J. 1843“ und trat dann am 28. Juni den Weg zur Sammelstelle nach Büren an.
1918
Am 30. September musste die älteste Glocke abgeliefert werden. Sie wurde aus dem erweiterten Schalloch an der Westfront des Turmes geworfen, blieb aber unbeschädigt, wog 23,9 Zentner und wurde am 3.10. nach Büren befördert.
1919 Turmuhr
Im November des verflossenen Jahres wurde von der Firma B. Vortmann in Recklinghausen eine neue Turmuhr mit vier Zifferblättern zum Preise von 3.506 Mark geliefert. Das Geld wurde durch Gemeindeeingesessene aufgebracht. Das Werk der Turmuhr ist ein mechanisches Werk, es wird durch zwei schwere Betongewichte in Betrieb gehalten.
Orgelrenovierung und Einweihung am 27. Mai 1979
Die Renovierungsarbeiten in der Brenkener Kirche gehen dem Ende entgegen. Die neue Orgel wird festlich eingeweiht. Über die Geschichte der Brenkener Orgel berichtet die Pfarrchronik: Im Frühjahr des Jahres 1939 wurde vom Kirchenvorstand beschlossen, für die alte verbrauchte Orgel eine neue anzuschaffen. Der Bau wurde dem Orgelbauer Hugo Koch aus Köln übertragen. Am 10. Dezember d.J. 39 wurde diese aufgestellt und durch feierliche Weihe dem Gebrauch übergeben. Sie hat 15 klingende Register und eine elektrische Traktur. Die Gesamtkosten betrugen 6.194,- (Reichsmark? DM gab es noch nicht). Der damalige Pfarrer vermerkt: „Durch Sammlungen usw. konnte die Orgel sofort bar beglichen werden, DEO gratias!“
Im Jahre 1952 wurde sie durch die Orgelbauer der Firma B. Speith, Rietberg gründlich überholt. (es hieß, dass wohl über 100 Pfeifen gänzlich zerstört waren). Bei dem vorletzten Umbau 1979 wurde der größte Teil der Pfeifen wieder verwandt. Einige neue Register wurden hinzugefügt, einige umgebaut. Die jetzige Orgel hat nunmehr 21 klingende Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Sie hat elektrische Spiel- und Registertraktur. Das 2. Manual ist als Schwellwerk gebaut. Der Orgelspieltisch und das Orgelgehäuse wurden neu gebaut. In diesem Zusammenhang sei eine Zeitungsnotiz von 1952 erwähnt: Der Chronist berichtet, dass im Jahre 1868 die Orgel der Brenkener Kirche für 900 Taler von Orgelbauer Xaver Henneke, Salzkotten, gründlich renoviert wurde, wobei die vom Baron zur Verfügung gestellte Orgel aus der Holthauser Kirche mit eingebaut wurde und das Werk nunmehr über 24 klingende Register verfügt. Die Kosten wurden innerhalb von drei Jahren zu zwei Drittel von der Gemeinde Brenken und ein Drittel von der Gemeinde Ahden bezahlt.
(Aus Chronik Brenken 1979)
Das Schienennetz im Almetal
Durch die wirtschaftliche Nutzung der Wälder in waldreichen Gebiet im Almetal wurde am 6.2.1892 das preußisches Gesetz für den Bahnbau
Paderborn – Büren erlassen.
Am 8.4.1895 wurde das preußische Gesetz für den Bahnbau Büren – Brilon Stadt und Geseke – Büren erweitert.
Bereits ein Jahr später, am 6.12.1896, wurde durch Gesetz für der Bahnbau Brilon Stadt – Brilon Wald beschlossen.
Drei Jahre nach dem ersten Beschluss fand am 20.10.1898 die Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Paderborn und Büren statt.
Der Bahnbau gab den hier lebenden Menschen nach der Auflösung der
Leibeigenschaft Arbeit.
Durch den wirtschaftlichen Aufschwung und Zunahme der Mobilität Anfang der 50er- Jahre wurden die ersten Eisenbahnverbindungen im Almetal stillgelegt. Die Streckenlänge erschließt sich auf 59,7 km und verband die Städte Paderborn und Brilon sowie Frankfurt miteinander.
Gut erhaltene Bahnhofsgebäude findet der Eisenbahnliebhaber heute noch in: Borchen, Alfen, Tudorf, Wewelsburg, Ahden, Brenken, Büren, Ringelstein, Alme und Brilon Stadt.
Mehrere Durchgänge durch die hügelige Landschaft mussten damals gesprengt werden. So entstanden Tunnel mit unterschiedlichen Längen in:
Wewelsburg (143 m)
Ahden (118 m)
Alme (100 m)
Heute dienen sie hauptsächlich den Fledermäusen als Nist- und Brutstätte.
Weitere Daten:
01.07.1900 Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Brilon
Stadt und Brilon Wald
01.04.1901 Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Büren und Brilon Stadt
05.01.1950 Aufnahme des „Heckeneilzugs“ Frankfurt (Main) – Bremen
15.05.1952 Einstellung Reiseverkehr Büren – Geseke
29.09.1974 Einstellung Reiseverkehr Büren – Brilon Wald, Stilllegung Büren – Ringelstein,
14.04.1975 Stilllegung Ringelstein – Alme
31.05.1981 Einstellung Reiseverkehr Paderborn – Büren
1985
Sanierung fast aller Brücken zwischen Büren und Alme
31.12.1992 Einstellung Güterverkehr Alme – Anschluss Firma Rekostein GmbH, Brilon – Thülen
29.12.1995 Einstellung Güterverkehr Paderborn – Büren
Mai 1999 Übernahme Paderborn – Büren durch WAB
14.03.2001 Wiederaufnahme Güterverkehr Paderborn – Büren durch WAB
Juli 2006 Stilllegung der Bahnstrecke Paderborn – Büren
August 2006 Beginn mit dem Abbau der Schienen zwischen Paderborn und Büren
Randbemerkung 1896:
Nachdem 1896 der Grunderwerb durch die Ankaufskommission unter dem Vorsitz des Landrats von Savigny für die Eisenbahnlinie Büren – Paderborn annähernd erworben war, wurde im Kreis Büren am 19. August der erste Spatenstich in der unmittelbaren Nähe von Ahden in Anwesenheit des Herrn Landrats von Savigny vollzogen.
März 1897
In der ersten Hälfte des Monats wurde im Gemeindebereich Brenken die Bahn in Angriff genommen, während dieses in Ahden schon im Herbst des vorhergehenden Jahres geschehen war.
1897 – Eisenbahnbau
Unglücksfälle – außer schon geheilte Wundverletzungen – sind bei den Eisenbahnbauten nicht vorgekommen. Die Beteiligung der Tagearbeiter und auch der Ackerwirtssöhne bei dem Bahnbau war rege. Der Arbeitslohn schwankte für gewöhnliche Arbeiter pro Tag zwischen 2,80 bis 3,50 Mark. Für Maurer betrug der Arbeitslohn 4,50 Mark.
Oktober 1898 – Eröffnung des Eisenbahnbetriebes
Im Monat Oktober wurde der Eisenbahnbau Büren-Paderborn unter regem Betrieb vollendet. Am 20. Oktober wurde der Betrieb mit einem Festzug eröffnet, woran sich hohe Staatspersönlichkeiten beteiligten.